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1. Das Deutsche Reich - S. 11

1905 - Berlin : Mittler
11 Es sind: Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich-Ungarn, Rußland und Dänemark. Diesen schließen sich an im Norden bezw. Nordwesten : Schweden, Norwegen und England, die durch schmale Meeresteile mit unserem Yaterlande mehr verbunden, als von ihm getrennt sind. Die Pyrenäen- und Balkanhalb- insel stehen zwar in nicht so inniger Verbindung mit dem deutschen Reiche wie Italien, das nur durch die kleine Schweiz und durch die verhältnismäßig wegsamen österreichischen Alpen- gebiete getrennt ist, helfen jedoch den zweiten Staatenring bilden, der Deutschland in weitem Bogen umspannt. So hat wie kaum ein anderes Land Deutschland eine zentrale Lage; es bildet daher auch das wichtigste Durch- gangsgebiet für den europäischen Handel und Verkehr. Welche wirtschaftlichen Nachteile und Vorteile ergeben sich für Deutschland ans der zentralen Lage? Ein Blick in die Blätter der Weltgeschichte lehrt uns, wie Deutschland fast in jedem Jahrhundert der Schauplatz kriegerischer Ereignisse, der Tummelplatz fremdländischer Heeresmassen gewesen. Aus fast auen Himmelsgegenden ergossen sich kulturfeindliche Völkerströme in die deutschen Gaue. Aus dem Osten brausten gleich einem gewaltigen Un- gewitter nacheinander die wilden Horden der Hunnen, die räuberischen Magyaren und die heidnischen, barbarischen Slawen in das Land, alles vernichtend mit Feuer und Schwert. Von Norden kamen die Schweden, von Westen die Franzosen und beteiligten sich an dem unseligen Religions- kampf, der in dreißigjähriger Dauer die Hälfte aller Ortschaften samt ihren Bewohnern mit eisernem Besen, durch Hungersnot und Pest, vernichtete. Von ähnlicher Wirkimg für unsere Kultur waren die Schrecknisse des siebenjährigen Krieges und die tief traurigen Ereignisse der .Jahre 1806 und 1807, als wiederum französische Heere unsere Fluren zerstampften. Natürlich haben diese das Volksleben bis ins Mark treffenden Er- eignisse die wirtschaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes außerordentlich gehemmt Wie aber Deutschland durch seine zentrale Lage den vernichtenden Elementen leicht zugänglich gewesen ist, so haben in gleicher Weise auch die kulturfreundlichen Strömungen ins Land dringen können, die von den Nachbarstaaten ihren Ausgang nahmen. Und besonders in neuester Zeit, da Deutschland geeint, macht- und glanzvoll als ein Hort des europäischen Friedens dasteht, hat sich der aus seiner Mittellage erwachsende wirtschaftliche Vorteil mehr denn je bemerkbar gemacht. Statt der wilden Horden durchziehen jetzt kreuz und quer Segen und Wohlstand bringende Handels- und Verkehrsstraßen das Land, die Nachbarstaaten miteinander verknüpfend. So muß Deutschland eine vermittelnde Rohe übernehmen, wollen Frankreich und Rußland, Dänemark und Italien, Holland, Belgien und England einerseits, Österreich-Ungarn und die südöstlichen europäischen Staaten anderseits in Handelsbeziehungen treten.

2. Das Deutsche Reich - S. 92

1905 - Berlin : Mittler
92 1800 km. Dadurch ist Deutschland auf die Teilnahme an dem überseeischen Handel und Verkehr direkt hingewiesen. Früh- zeitig hat es darum auch lebendigen Anteil an der ozeanischen Dampfschiffahrt genommen. Zwar ist die deutsche Nordseeküste nur an wenigen Stellen für größere Fahrzeuge zugänglich und nur an den Mündungen der Flußläufe für Seeschiffe fahrbar; doch sind diese wenigen Punkte zur Entwicklung eines ganz bedeutenden überseeischen Handels völlig ausreichend gewesen. Die Ostseeküste ist von ähnlicher Beschaffenheit wie die Nordseeküste. Auch ihr fehlt es im ganzen an Landungs- stellen für Fahrzeuge mit größerem Tiefgange. Dies gilt nament- lich vom östlichen Teile der Küste ausschließlich der O der- und Weichselmündung. Nur im Westen steigt die Küste häufiger steil an und bietet dem Verkehr geräumige Buchten mit tiefen Einfahrten (Förden), unter denen sich diejenigen von Flensburg und Kiel besonders auszeichnen. Die Be- deutung der Küste liegt darin, daß sie Deutschlands Handel und Verkehr mit den Gestadeländern der Ostsee begünstigt. Warum haben die Seeliandelsplätze der Nordseeküste gegen- wärtig gröfsere Bedeutung als die der Ostseeküste? Eine völlige Verkehrsstockung durch Vereisung scheint für die Nordseehäfen so gut wie ausgeschlossen ; dagegen haben die östlichen Hafenplätze der Ostseeküste zuweilen mit einer derartigen Abschließung vom offenen Meere zu rechnen, die nicht selten bis in den April hinein anhält. Demnach sind die Häfen der Nordsee vor ihren Schwestern an der Ostsee infolge ihrer klimatischen Lage begünstigt. Die Nordseehäfen sind auch durch ihre bessere Weltlage vor den Ostseehäfen bevorzugt; denn die Nordsee steht durch das Ärmelmeer in direkter Verbindung mit dem Atlantischen Ozean, der zur Zeit den Hauptschauplatz des Weltverkehrs bildet. Dagegen ist die Ostsee durch die Halbinsel Jütland vom offenen Meer getrennt. Für eine Seehandelsstadt sind zwei Gebiete von großer Bedeutung, nämlich das Erzeugungs- und das Absatzgebiet. Beide werden durch das Hinterland der betreffenden Küste gebildet. Je größer seine Ausdehnung ist, desto besser ist dies für die vorgelagerten Küstenstädte. Da nun Deutsch- lands Breitenausdehnung im Westen am bedeutendsten ist, so sind auch durch diesen Umstand die Nordseehäfen be- günstigt.

3. Das Deutsche Reich - S. 94

1905 - Berlin : Mittler
94 Die Handelsflotte umfaßt 420 Schiffe (234 Dampfer, 195 Segler), die Zahl der jährlich ein- und auslaufenden Seeschiffe etwa 4500 mit einem Tonnengehalt von 3v2 Mill. Eine hohe Bedeutung hat Bremen als Sitz des »Norddeutschen Lloyd«, der zweitgrößten Schiffahrtsgesellschaft der Welt. Die Industrie erstreckt sich auf die Herstellung aller Schiffs- bedarfsartikel, besonders jedoch auf Tabakverarbeitung. Bremen bildet den größten Tabaksmarkt Deutschlands. Bremerhaven ist wichtiger für Bremen als Cuxhaven für Hamburg. Daher ist auch die Zahl der hier verkehrenden Seeschiffe verhältnismäßig hoch; sie betrug 1902 3128. Wilhelmshaven (23 000) macht den Eindruck eines un- geheuren Kriegsarsenals, dessen Mittelpunkt die Kaiserliche Werft bildet. Sie entstand gleichzeitig mit der Anlage des Kriegshafens (1858 bis 1869) und bildet das Herz des geschäftlichen und gewerblichen Lebens der Stadt. 5000 bis 6000 Arbeiter, zahl- reiche Offiziere, Beamte und Ingenieure sind hier ständig be- schäftigt, und fast alle Geschäftsleute sind von ihrem Erwerb abhängig. Die wichtigsten Ostseehäfen. Kiel (130 000) ist dank seiner vorzüglichen Lage an der schmalen Kieler Förde leicht zu verteidigen, fast uneinnehmbar und daher der sicherste Kriegshafen der Welt. Den innersten schmälsten Teil nimmt der Handelshafen ein, von dem die regelmäßig nach Dänemark gehenden Postdampfer abfahren. Die äußerste Bucht, die eigentliche Kieler Förde, bildet den gewaltigen Reichskriegshafen, der bequem 250 der größten Kriegsschiffe Platz bietet und infolge seiner Tiefe den größten Kolossen volle Bewegungsfreiheit gestattet. Wirtschaftliche Be- deutung hat Kiel ferner als Ausfuhrhafen deutscher Produkte, wie Holz, Kohlen und vor allem Fische, als Einfuhrhafen dänischer Erzeugnisse und durch seine Werftanlagen. Die Kaiserliche Werft mit ihren zahlreichen Gebäuden, mit Bau- und Ausrüstungsbassin, Schwimmdock und Torpedoboots- hafen beschäftigt 7000 Arbeiter, die Kruppsche Germania- werft 2000. Gesteigert wird die wirtschaftliche Bedeutung von Kiel noch durch die Lage an der großen Eisenbahn von Paris— Lüttich—bremen—hamburg—kiel—dänemark—schweden und an dem Nord-Ostseekanal, der inmitten der Förde bei Holtenau beginnt.

4. Das Deutsche Reich - S. 140

1905 - Berlin : Mittler
140 — 800 t aufwiesen, verkehren jetzt auf dem Rheine Schiffe mit einem Gehalt bis zu 2070 t. Die größten Elbschiffe haben gegenwärtig eine Tragkraft von 1100 t, Auf der kanalisierten und unteren Oder verkehren Schiffe mit einer Abmessung bis 470 t. Für den projektierten Rhein-Weser-Elbe-Kanal sind Schiffe von 600 t in Aussicht genommen. In der Zunahme der Größe und Ladefähigkeit der Schiffe liegt insofern ein wichtiges wirtschaftliches Moment, als damit eine Abnahme der Beförderungskosten verbunden ist. Beförderungskosten. Es ist von großer Bedeutung für die fernere Entwicklung der Binnenschiffahrt und für ihre Stellung in dem Konkurrenz- kampfe mit den Eisenbahnen, daß sie wesentlich billiger be- fördern kann als diese. Das trifft namentlich bei dem Versand von Massengütern, wie Kohle, Getreide, Erze und Holz auf weitere Entfernungen zu. Wenn sich nun auch der Unterschied in den Fracht- sätzen der Binnenschiffahrt und der Eisenbahnen schwer durch eine bestimmte Zahl ausdrücken läßt, da die Schiffsfrachten großen Schwankungen unterworfen sind, so läßt sich doch im allgemeinen sagen, daß die Schiffsfracht um ein Drittel bis um die Hälfte niedriger ist als die Eisenbahnfracht. Mit diesen billigeren Versandkosten wird aber für verschiedene Güter, die die höheren Transportkosten der Eisenbahn nicht ertragen können, ein größeres Absatzgebiet geschaffen und damit der Güteraustausch gehoben. Es ist aber auch deshalb eine Steigerung der Binnenschiffahrt zu wünschen, weil die Eisenbahnen in der Güterbeförderung stellenweise (z. B. im Ruhrkohlengebiet) an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gelangt sind. »Im Jahre 1891 sollte eine beträchtliche Menge Soda von Heilbronn in Württemberg nach Tetschen in Böhmen befördert werden. Man wählte dabei nun nicht die Eisenbahn als kürzeren Weg, sondern beförderte die- selbe zunächst auf dem Neckar stromabwärts, wurde dann auf Rhein- schiffe umgeladen, in Rotterdam wieder umgeladen und nach Hamburg gebracht. Nach abermaliger Umladung daselbst erfolgte der Transport elbaufwärts nach Tetschen. Bei alledem kam die Fracht billiger als auf der Eisenbahn.«*) Neben der Billigkeit ist die Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Be- deutung derselben. Die Bedeutung der Binnenwasserstraßen für den Güterverkehr ist ersichtlich aus dem Anteil, den die- *) Lötz: Verkehrsentwicklung in Deutschland. i

5. Das Deutsche Reich - S. 110

1905 - Berlin : Mittler
110 bauten, sowie die von den zahlreichen industriellen Anlagen den fließenden Gewässern zugeführten Abwässer haben die Er- gebnisse der Flußfischerei stark beeinträchtigt. Durch Fischerei- gesetze, künstliche Fischzucht und Gründung von Fischerei- vereinen ist man mit Erfolg bemüht, der weiteren Verminderung des Fischbestandes in den Flüssen und Seen entgegenzuarbeiten. Besonders ergiebig an Fischen sind die zahlreichen Seen in Ost- und Westpreußen, in Hinterpommern, Brandenburg und Mecklenburg; sie liefern hauptsächlich Hechte, Barsche, Maränen, Bleie, Schleie und Aale. Die Teichwirtschaft, die besonders in der Lausitz und dem angrenzenden Schlesien in Blüte steht, beschäftigt sich mit Karpfen- und Forellenzucht. Für den Lachsfang sind Rhein und Weser von Bedeutung; erst in zweiter Linie kommen Elbe, Weichsel und Oder. In den schnell fließenden Gewässern Mittel- und Süddeutschlands findet man Forellen und Äschen. Für den Störfang bildet die Unterelbe das Hauptgebiet. Den jährlichen Ertrag der Binnenfischerei in Deutschland schätzt man auf 40 Mill. Mark. Für manchen Landwirt wirft die Fischerei eine ansehnliche Rente ab, und für viele ärmere Familien gibt die lohnende Ausübung derselben ein auskömm- liches Brot. 3. Küsten- und Hochseefischerei. Küsten- und Hochseefischerei werden mehr und mehr zu einem wichtigen Zweige unseres nationalen Erwerbslebens. Die Entwicklung der letzteren fällt in die neueste Zeit. Frühere Versuche zum Betriebe derselben sind wiederholt fehlgeschlagen. Die wichtigsten Häfen der Nordseefischerei sind Emden, Geeste- münde, Altona und Hamburg. Ende 1900 bestand die Nordsee- fischereiflotte aus 122 Dampfern und 419 Segelschiffen. Das Hauptgebiet der deutschen Hochseefischerei ist die Nordsee. Hier ist der Fischereibetrieb international und wird von England, Schottland, den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Dänemark und Norwegen ausgeübt. Eine Zone von 3 See- meilen Breite ist für die Küstenfischerei reserviert und darf von fremden Nationen nicht befischt werden. An den Erträgnissen der Nordseefischerei hat Deutschland im Vergleich zu England, Schottland und Holland bis jetzt nur einen geringen Anteil. Neben Schellfisch und Scholle sind es Heringe, Dorsche, Kabeljaue, Seehechte und Seelachse, welche die Nordseefischer

6. Das Deutsche Reich - S. 111

1905 - Berlin : Mittler
— Ill auf den Markt bringen. An der Westküste von Schleswig- Holstein treibt man Austernfischerei. Die Ostseefischerei ist mehr Küsten- als Hochseefischerei. Sie liefert Heringe, Sprotten, Schollen, Flundern, Aale, Hechte, Lachse und Dorsche. Herings- und Sprottenräucherei wird sowohl an der Nordsee als auch an der Ostsee in großem Maßstabe betrieben. Ii. Der Bergbau. Gescmcmliches. Der deutsche Bergbau hat sich aus den bescheidensten Anfängen zu seiner heutigen Höhe entwickelt. Ursprünglich trieb man nur Bergbau, um in den Metallen den geeigneten Stoff zur Herstellung von brauchbaren Werkzeugen für Ackerbau und Handwerk zu erlangen. Heute bildet er mit seiner Massenproduktion eine der wichtigsten Grundlagen unseres modernen Wirtschaftslebens. Dampfschiff und Lokomotive würden ihren Siegeslauf im Verkehrsleben nicht genommen haben, wenn nicht die Kohle ihnen ihre Kräfte geliehen hätte. Schon seit dem Jahre 1000 etwa besteht in Deutschland der Bergbau; langsam schritt er in seiner Entwicklung vorwärts. Da kam mit dem 19. Jahrhundert eine Zeit des Aufschwungs im Bergwerksbetrieb, wie ihn kein Mensch geahnt hat, stieg doch in den letzten zehn Jahren der Wert der Gesamtproduktion von rund 700 Mill. Mark auf mehr als 1300 Mill. Mark. Im Jahre 1892 waren es 400 000 Menschen, die im Bergbau ihren Lebens- unterhalt fanden; heute sind es weit über 600 000. Das Ende dieser Entwicklung ist vorläufig noch nicht abzusehen, hat man doch berechnet, daß allein das rheinische Steinkohlenlager bei reichlicher Förderung noch einen Vorrat für voraussichtlich 1300, das oberschlesische sogar einen solchen für 2000 Jahre habe. a) Steinkohlenbergbau. Die Steinkohle, welche in Deutsch- land fast ausschließlich der Primärzeit der Erde angehört, ist das Produkt verwester Pflanzen. Daß man sie als schwarzen Diamant bezeichnet, deutet auf ihren hohen Wert hin. Derselbe besteht in erster Linie in ihrer Heizkraft und in der Verwend- barkeit zur Leuchtgasbereitung. Ohne den durch Entgasung der Steinkohle gewonnenen Koks wäre eine so hochentwickelte Hochofenindustrie, wie wir sie gegenwärtig in Deutschland haben, kaum denkbar. ✓

7. Das Deutsche Reich - S. 137

1905 - Berlin : Mittler
— 137 - Die Kaualsciiifltalirt. Während die alten Kulturvölker eifrig bemüht waren, Kanäle zur Verbindung der Flüsse ihres Landes zu bauen, hat Deutschland weder im Altertum noch im Mittelalter bedeutendere Leistungen auf dem Gebiete des Kanalbaues aufzuweisen. Der Plan Karls des Großen, die Donau mit dem Main zu verbinden, mußte wegen des Mangels geeigneter technischer Mittel aufgegeben werden. Der Stecknitz-Kanal. Wenn man von den Schleusenanlagen in der Saale im Jahre 1306 absieht, dann muß man als die erste künstliche Wasserstraße in Deutschland und zugleich in Europa den Stecknitz-Kanal ansehen. Er wurde auf Anregung der Hansastadt Lübeck ziun Zwecke einer binnenländischen Verbindung zwischen Nord- und Ostsee um das Jahr 1400 angelegt. Durch die Erbauung des Elbe-Trave-Kanals (1895—1900) erreichte die Stecknitzfahrt ihr Ende. Im 17. und 18. Jahrhundert. Wichtigere Kanalbauten haben in Deutschland vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum 18. Jahrhundert nicht stattgefunden, abgesehen von dem Friedrich-Wilhehns-Kanal, der zwar schon von Joachim Ii. von Brandenburg geplant, aber erst von dem Großen Kurfürsten zur Ausführung (1662—1668) gelangte. In diesem Zeitraum zeigte sich im Gegensatz zu Deutschland in Frankreich, Holland, Schweden und selbst in Bußland ein reges Interesse für die Anlage von Schiffahrtskanälen. Im 18. Jahrhundert kam dann aber, namentlich unter Friedrich dem Großen, welcher der Entwicklung der Binnenschiffahrt seines Landes große Sorgfalt zuwandte, der deutsche Kanalbau etwas mehr in Fluß. Plauescher-, Bromberger- und Finow-Kanal wurden unter seiner Begierung vollendet. Der oben erwähnte Klodnitzkanal wurde erst unter Friedrich Wilhelm Iii. dem Verkehr übergeben. Im 19. Jahrhundert. Es trat nun wieder ein längerer Stillstand in Deutschland ein, während gerade in Frankreich und Großbritannien der Kanalbau einen großen Aufschwung nahm. In Frankreich entstanden damals die beiden, erst später für Deutschland wichtigen, Bhein-Bhone- und Rhein-Marne-Kanal; ersterer wurde 1834, letzterer 1853 vollendet. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte für Deutschland nur eine Kanalanlage, den Ludwigskanal, der von 1836 bis 1845 zur Ver- bindung der Donau mit dem Main gebaut wurde. Dieser Kanal ist wegen seiner geringen Tragfähigkeit, seiner großen Anzahl von Schleusen den modernen Verkehrsansprüchen nicht gewachsen, weshalb man seinen Umbau zu einem Großschiffahrtswege zwischen Donau und Bhein ins Auge gefaßt hat. Im fünften, sechsten und siebenten Jahrzehnt kamen nur der Ober- ländische und der Saar-Kanal zur Ausführung. »Wenn auch der erstere keine große Bedeutung für die Schiffahrt hat und fast ausschließlich für land- und forstwirtschaftliche Zwecke benutzt wird, so verdient er doch insofern Erwähnung, als hier zum ersten Male in Europa zur Über- windung größerer Höhenunterschiede nach amerikanischem Muster geneigte Ebenen für den Schiffsbetrieb zur Anwendung gekommen sind.« (Schwabe.) In den letzten 30 Jahren sind, ganz abgesehen vom Kaiser Wilhelm- Kanal,*) der als Seekanal hier nicht in Betracht kommt, mehrere wichtige, künstliche Binnenwasserstraßen entstanden, nämlich: Siehe S. 149.

8. Das Deutsche Reich - S. 139

1905 - Berlin : Mittler
— 139 — in die Nordsee, wodurch sie an die wichtigste Welthandels- straße, den Atlantischen Ozean, angegliedert werden. Die Weser, zwar auch ein Strom der Nordsee, hält keinen Vergleich mit den beiden Nachbarströmen aus. Wassermangel und un- genügende Regulierung machen sie und die deutsche Donau, deren Schiffahrt unter gleichen Übelständen zu leiden hat, zu minderwertigen Verkehrsstraßen. Mit Freuden ist es daher zu begrüßen, daß man die Verbesserung der Weser von Bremen bis Hameln in Aussicht genommen und die hohen Geldopfer nicht scheut, die eine wesentliche Steigerung der Weserschiffahrt zur Folge haben werden. Die Oder hat, wenngleich sie und noch mehr die Weichsel unter langer Eisbedeckung zu leiden haben, durch die in den Jahren 1888 bis 1897 erfolgte Kanalisierung von Kosel bis zur Neiße-Mündung und durch den Bau des Um- gehungskanals bei Breslau bedeutend an Verkehrswert ge- wonnen. Flußkanalisierungen und Stromkorrektionen. Fluß- kanalisierungen sind in den letzten Jahrzehnten mehrfach vor- genommen, und damit ist gewissen Flußstrecken eine erhöhte Bedeutung gegeben worden. Außer der oben erwähnten Oder- kanalisierung mögen noch die Kanalisierungen von Mosel, Fulda und Main erwähnt werden. Unter den Flußkorrektionen, deren Hauptzweck auf eine gleichmäßige und unschädliche Fortschaffung der Sinkstoffe und damit auf einen ungestörten Betrieb der Schiffahrt hinaus- läuft, verdient als ein Werk moderner Strombaukunst die Regulierung der Unterweser von Bremen bis Bremerhaven erwähnt zu werden. Die Ausführung (1887—1893) erforderte einen Kostenaufwand von 30 Mill. Mark, brachte aber die Um- wandlung der Unterweser zu einer wichtigen Seestraße und eine bedeutende Verkehrssteigerung mit sich. Seeschiffe von 5 m Tiefgang können jetzt mit voller Ladung nach Bremen gelangen. Der Verkehr steigerte sich in den Jahren 1887 bis 1898 von rund 2900 Seeschiffen mit 1,4 Mill. Reg.-Tonnen auf 4600 Schiffe mit 2,5 Mill. Tonnen. Ungefähr die Hälfte der eingelaufenen Schiffe waren Dampfer. Beförderungsmittel. Mit der Verbesserung der Wasser- straßen hat die Steigerung der Tragfähigkeit der Flußfahr- zeuge gleichen Schritt gehalten. Während vor einem Viertel- jahrhundert die größten Rheinschiffe eine Tragfähigkeit von

9. Das Deutsche Reich - S. 149

1905 - Berlin : Mittler
149 der Normannen auf der Nordsee. Die Hansa, welche ursprüng- lich den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in der Ostsee hatte, zog allmählich auch die Nordsee in ihr Bereich. Mit dem politischen und wirtschaftlichen Niedergange Deutschlands verlor die Nord- see mehr und mehr ihre Bedeutung für dieses Land, und erst in neuerer Zeit haben sich die Nordseehäfen ihre frühere Be- deutung zurückerobert. Nächst den Engländern spielen die Deutschen die wichtigste Rolle im Nordseeverkehr. Die Ostsee hat nicht annähernd die Bedeutung für Deutsch- lands Außenhandel wie die Nordsee. Während sie zur Blüte- zeit der Hansa im 14. und 15. Jahrhundert das Hauptfeld des Welthandels bildete, stieg sie mit der Entdeckung des großen atlantischen Seeweges von ihrer Höhe herab. Sie hat heute nur noch eine größere Bedeutung für den deutsch-russischen und russisch-englischen Handel. Daraus erklärt es sich auch, daß die Ostseereederei nicht einen gleichen Aufschwung ge- nommen wie die Nordseereederei. Im Gegenteil, manche ihrer Häfen weisen sogar einen erheblichen Rückschritt auf. Die große Entfernung vom Atlantischen Ozean hat sich besonders in neuerer Zeit als nachteilig erwiesen. Der Kaiser-Wilhelm- Kanal, der allerdings in erster Linie strategischen Zwecken dienen soll, hat in dieser Hinsicht eine, wenn auch nur lang- same Besserung herbeigeführt, indem er die Ostsee in engeren Anschluß an das Weltmeer gebracht hat. Man hat im übrigen große Mittel zur Besserung der Verkehrsverhältnisse in den Ostseehäfen aufgebracht und diese namentlich zur Erweiterung der Hafenanlagen in den größeren Hafenstädten und zur Anlage von Verbindungswegen mit der offenen See verwandt (Haff- kanal von Königsberg und Kaiserfahrt von Stettin nach Swine- münde). In Danzig und Stettin sind Freihafenbezirke geschaffen worden. Die Anlage des Elb-Travekanals zielt ebenfalls auf die Hebung der Ostseereederei ab. Eine wesentliche Besserung wäre aber vor allem von der Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Hinterlande der Ostsee, namentlich im östlichen Deutschland zu erwarten. Nur Stettin besitzt in der Reichshauptstadt und in dem gewerblichen Schlesien ein gutes Hinterland. Das Mittelmeer. Für Deutschlands Außenhandel ist es in doppelter Hinsicht von Bedeutung. Einmal ist es die Durch- gangsstraße für den regen Verkehr Deutschlands nach Ost- afrika, Ostindien, Ostasien und Australien, zum andern aber bildet es den Zugang zu den Mittelmeerländern, an deren Handelsverkehr unser Vaterland einen bedeutenden Anteil hat,

10. Das Deutsche Reich - S. 93

1905 - Berlin : Mittler
93 Noch ein anderes wichtiges Moment trägt dazu bei, daß Hamburg und Bremen vor den östlichen Plätzen (in bezug auf den Binnenverkehr) ein bedeutendes Übergewicht haben ; es ist die Länge der schiffbaren Stromstrecken innerhalb der westlichen Stromgebiete. Aus demselben Grunde ist auch Stettin gegen Danzig und Königsberg im Vorteile. (Oder = 2716 km; Weichsel, Pregel, Memel = 1656 km schiffbare Strecken.) Die bedeutendsten Nordseehafenplätze: Hamburg (705 000) ist nicht nur der bedeutendste Handelsplatz des europäischen Festlandes, sondern auch ein Welthandelsplatz ersten Ranges. Der Binnenhandel erstreckt sich besonders auf die Hauptstapel- plätze für Kolonialwaren: Berlin, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Prag, Köln usw. Allein elbaufwärts (nach Berlin und Magdeburg) gehen jährlich 20 000 Elbkähne mit 2 bis 3 Mill. Tonnen. Bedeutender ist der Außen- handel. Fast 100 direkte Dampferlinien verbinden Hamburg mit den Häfen des Weltverkehrs. Eine Reihe vorzüglicher Häfen, die in bezug auf den Ver- kehrsumfang in Europa nur denen von London und Liverpool nachstehen, dienen ihm. Sie sind insgesamt 8 km lang, umfassen 300 ha Wasserfläche, wovon der größte Teil dem Freihafengebiete angehört, und kosteten 125 Mill. Mark anzulegen. Die Zahl der im Jahre 1901 angekommenen See- schiffe bezifferte sich auf 10 685, die der abgegangenen auf 11 899, der Gesamtverkehr belief sich demnach auf 22 584 Seeschiffe. Die Einfuhr erstreckt sich besonders auf Getreide, Tabak, Reis, Wolle, Zigarren, Wein, Heringe, Petroleum, Leder, Hä ute, Felle und beträgt fast 300ó Mill. Mark. Am bedeutendsten ist aber die Kaffeeeinfuhr. Hamburg ist der erste Kaffeemarkt Europas. Die Ausfuhr betrifft in erster Linie Zucker, dann wollene und baumwollene Gewebe und Garne, Wolle, Maschinen, Spiritus usw. Die wichtigsten Abnehmer sind die nordischen Länder und Nordamerika. Dem Außenhandel dient eine Handelsflotte von 696 Schiffen (434 Dampfer, 262 Segler). Große Bedeutung hat Hamburg auch als Auswandererhafen imd als Sitz der größten Schiffahrtsgesellschaft, der »Hamburg — Amerika- Linie«. Die Industrie tritt dem Handel gegenüber in den Hintergrund, ist aber bedeutend im Schiffbau, in der Maschinenfabrikation, Metall- und Lederbearbeitimg. Cuxhaven, Hamburgs Vorhafen, ist namentlich zur Winter- zeit für Hamburgs Verkehr von Bedeutung, wenn die Schiffe wegen des Eises die Unterelbe gar nicht oder nur sehr schwer passieren können. Die Zahl der angekommenen Schiffe betrug 1901: 348, die der abgegangenen 234. Bremen (160000) bildet gleich Hamburg einen bedeutenden Einfuhr- und Stapelplatz für Kolonialwaren, besonders aber für Tabak, Reis, Baumwolle, Petroleum. Den ersten Rang nimmt es als Auswandererhafen ein.
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